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Like a Dragon: Infinite Wealth

Publisher: Sega
Entwicklerstudio: Ryu Ga Gotoku Studio
Genre: RPG
Sub-Genre: JRPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 26.01.2024
USK 18

Like a Dragon: Infinite Wealth   04.04.2024 von LorD Avenger

Ex-Yakuza Ichiban Kasuga verschlägt es von Yokohama nach Hawaii, um dort mit neuen und alten Gefährten nach seiner Mutter zu suchen - sämtlichen Parteien der örtlichen Unterwelt zum Trotz...


Inhalt

 

Einige Jahre nachdem zwei der größten Yakuza-Clans Japans sich aufgelöst haben, kämpfen die Ex-Mafiosi um ihre Existenz. Ichiban Kasuga ist bei einer Job-Vermittlung angestellt und hat sich darauf spezialisiert den auf dem Job-Markt unbeliebten Ex-Yakuza auf sie zugeschnittene Berufe zu organisieren. Er ist ebenso zufrieden mit seinem neuen, ehrlichen Leben wie seine alten Gefährten, doch ein Online-Video zerstört diese Glückseligkeit mit einem Schlag und setzt nicht nur ihn auf die Straße. Seiner Chance beraubt den ehemaligen Yakuza auf ihrem Weg in ein neues Leben zu helfen, stolpert er allerdings über den noch aktiven Seiryu Clan, der Ichibans Arbeit im großen Stil fortführt. Dieser ist es auch, der Ichiban nach Hawaii schickt, um dort nach seiner Mutter Akane zu suchen, die ihn kennenlernen möchte, nachdem sie kurz nach seiner Geburt voneinander getrennt wurden.

 

In Hawaii angekommen merkt Ichiban aber schnell, dass das Paradies noch wesentlich gefährlicher ist als Japan und dass es nicht so einfach ist wie erwartet seine Mutter ausfindig zu machen - unter anderem auch daraus resultierend, dass sämtliche Fraktionen der hawaiianischen Unterwelt die Jagd auf sie ausgerufen haben. Zum Glück ist Ichibans Charme ungebrochen und im Handumdrehen versammelt er neue Verbündete um sich, die ähnliche Ziele verfolgen oder ihn bei seinen unterstützen.

 

Die Geschichte von Infinite Wealth untergliedert sich vielfältig und kann einen alleine damit über einen ähnlichen Zeitraum hervorragend unterhalten wie z.B. JRPG-Vorreiter Persona 5. Angefangen natürlich bei Ichibans Geschichte, der in Hawaii nach seiner Mutter sucht, nachdem seine selbst auferlegte Berufung jäh unterbrochen wurde, der dabei aber von einem Twist in den nächsten stolpert. Immer, wenn man denkt, dass man den Gipfel der Unterwelt erreicht hat und gegen den obersten Oberboss kämpft, entpuppt der sich doch wieder nur als Scherge eines anderen Spielers auf dem Brett.

 

In regelmäßigen Abständen wechseln wir auch zu Kazuma Kiryu, dem Protagonisten der langjährigen Yakuza-Reihe, dessen Alter und Gesundheit stark nachgelassen haben im Vergleich zu dem, was wir von der Spielfigur gewohnt sind. Während Ichiban in Hawaii bleibt, macht Kazuma dessen Heimat Yokohama unsicher und führt dort mit anderen Gefährten seine eigenen Ermittlungen fort. Gleichzeitig versucht er zur alten Stärke zurückzufinden, indem er sich von seiner Umgebung zu Erinnerungen inspirieren lässt. Diese erstrecken sich über die gesamte Yakuza-Reihe (inklusive der Spiele im Feudal-Japan und dem Zombie-Spin-Off) und lassen Fans das Herz schwer werden, während es Franchise-Neulingen aufzeigt, was für ein gewaltiges Repertoire an Geschichten und Charakteren sie unbedingt noch nachholen müssen.

 

Außerdem gibt es noch umfangreiche Nebenmission, die locker ihr eigenes Spiel sein könnten:

 

Die Sujimon-Liga

 

Die allgegenwärtigste Beschäftigung in Hawaii sind Sujimon - die dreiste aber urkomische Pokémon-Parodie. Anstatt jedoch tierähnliche Monster zu fangen und in den Kampf zu schicken wurden diese gegen Perverse, Loser und Idioten ausgetauscht. Diverse Trainer in der Stadt haben sich andere Menschen untertan gemacht und schicken diese in 3vs3-Kämpfe, in denen sie Erfahrungen sammeln können, um stark genug für die Discreet 4 zu werden, die Like A Dragon-Variante der Top 4 aus Pokémon - und natürlich steht an deren Spitze auch der Champion der Liga. 

 

Das Ganze ist einfach nur herrlich bescheuert und mit so viel Liebe entworfen, das man einfach nur staunen kann wie viel Energie in eine Nebenbeschäftigung geflossen ist. Nicht nur gibt es eine vollumfängliche Geschichte, die genauso mit Verrat, Humor und Emotionen aufwartet wie die Hauptgeschichte, selbst das Kampfsystem ist durchaus erfrischend - gerade, wenn man seit über 25 Jahren dasselbe System aus Pokémon gewohnt ist. Hinzu kommen Item-Punkte in der Stadt, die offenkundig von Pokémon Go inspiriert wurden und Gachapon-Automaten, an denen man mit gesammelten Tickets neue Sujimon ziehen kann, die dann wie beim Ziehen von Pokémon-Karten aus einem Booster enthüllt werden. Items kann man sammeln, indem man an überall in der Spielwelt stattfindenden Raids teilnimmt und eine weitere Möglichkeit Sujimon für das eigene Team zu gewinnen ist sie Kampf zu besiegen und anschließend versuchen sie zu fangen, indem man ihnen ein Geschenkset anbietet - natürlich untergliedert in normal, super und hyper (wie die Pokébälle).

 

Auch absolut großartig: Die Sujimon können sich sogar entwickeln. Sammelt man ausreichend Sujimon desselben Typs oder alternativ die Joker-Agenten, kann man sie fusionieren, um einen von ihnen stärker werden zu lassen. Macht man das drei Mal entwickelt das Sujimon sich (in einer herrlich albernen Animation) zu seiner nächst-stärkeren Form.

 

Scheinbar haben die Entwickler auch gleichzeitig an derselben Idee gearbeitet wie Palworld, denn man kann seine Sujimon auch für niedere Arbeiten einsetzen - und zwar in der zweiten umfangreichen Nebenhandlung:

 

Dodonko Island

 

Wer während Corona Animal Crossing verfallen ist, wird hier seine wahre Freude mit haben. Ichiban landet auf einer von Hawaiis vielen kleinen Inseln, Dodonko Island. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Urlaubs-Resort, das aber von einer skrupellosen Müllbeseitigungsfirma verschandelt wurde, die eine Deponie für ihre Abfälle benötigten. Nun leben nur noch drei Menschen dort - der Besitzer und die zwei Maskottchen des Resorts. Aber Ichiban wäre natürlich nicht Ichiban, wenn er nicht eingreifen und helfen würde. Nicht nur beseitigt er mit seinem Baseball-Schläger den immer wieder nachkommenden Müll, er stellt sich auch den Abfallpiraten entgegen und übernimmt das Management der Insel, um es wieder zu einem Resort zu machen.

 

Dafür kann er über die Insel spazieren, Ressourcen sammeln und daraus einen rapide wachsenden Katalog aus Einrichtungen, Gebäuden und Dekorationen herstellen. Clevererweise haben die Entwickler hierfür einfach nur die Modelle genutzt, die sie ohnehin bereits für die Spielwelt erstellt haben, sodass man jede Menge "alte Bekannte" auf seine Insel stellen kann - von hübschen Dekorationen wie diverse Straßenlaternen zu weniger ansehnlichen Objekten wie aus dem Boden ragenden Rohre. Doch egal was man herstellt und auf der Insel platziert, es erhöht das Fertigkeitslevel und das Ansehen des Resorts.

 

Das Erreichen täglicher Ziele und das Verkaufen von gesammelten Gegenständen bringen einem Geld ein, das man wiederum in die Erweiterung der Insel investieren kann. Mit voranschreitender Story kehren nämlich ehemalige Bewohner auf die Insel zurück und alle davon erfüllen einen bestimmten Zweck. Ein Handwerker beispielsweise ermöglicht euch das Freilegen neuer Gebiete, sobald ihr diese von Gegnern befreit habt und später auch das Errichten von Gastunterkünften, was einen völlig neuen Spielaspekt zu Dodonko-Island hinzufügt.

 

Alle drei Tage kann man sich neue Gäste aussuchen, die aufs Resort eingeladen werden. Entsprechend ihrer Ansprüche bringt man sie in einer Unterkunft unter und begrüßt sie auf der Insel - buchstäblich. Um ihre Zufriedenheit zu steigern und somit auch das Geld, das sie auf der Insel lassen, muss man sie täglich begrüßen, ihnen Gastgeschenke überreichen und die Insel entsprechend ihrer Vorlieben gestalten. Kehrt man zur Haupthandlung zurück, kann man sogar gelegentlich NPCs aus der Spielwelt für einen Besuch auf Dodonko Island begeistern oder sogar Mitstreiter aus Nebenmissionen.

 

Das große Ziel im Hintergrund ist aber die Insel von einem 0- zu einem 5-Sterne-Resort upzugraden, wodurch alle oben genannten Aspekte und mehr Einfluss haben.

 

Sowohl die Sujimon-Liga als auch Dodonko Island sind nach einer kurzen Einführung in der Haupthandlung gänzlich optional, begeistern aber augenblicklich derart, dass man alles links liegen lässt und direkt zig Stunden nur in sie investiert und eine tolle Zeit hat.

 

Bildergalerie von Like a Dragon: Infinite Wealth (7 Bilder)

Gameplay

 

Like A Dragon kehrt zu den fast ausgestorbenen Wurzeln des JRPG-Genres zurück. Während Final Fantasy schon seit mehreren Teilen versucht dynamischer und schneller zu werden, begnügt sich auch Infinite Wealth wieder mit einem klassischen rundenbasierten Rollenspiel-Gameplay. Wobei, ganz so klassisch ist es gar nicht, weil es durchaus clevere Elemente hinzufügt und dadurch auch deutlich dynamischer wird. Ist ein Charakter am Zug, kann man ihn beispielsweise in einem vorgegebenen Radius steuern und Gegner so eventuell für größeren Schaden von hinten angreifen, sich Umgebungsgegenstände als Waffe greifen oder in die Nähe eines Gefährten kommen, mit dem ein Kombo-Angriff möglich ist. Auch flächendeckende Angriffe können so für den größtmöglichen Schaden ausgerichtet werden. Hinzu kommen natürlich die gewohnten Mechaniken von Standardangriffen, Verteidigen, dem Ausnutzen von Elementschwächen und "Magie"-Attacken sowie der Gebrauch von Items. Anders als in den meisten klassischen JRPGs bezieht Like A Dragon aber auch noch Quick Time Events ein, um den Schaden einiger Angriffe zu erhöhen oder eingehenden Schaden durch Blocken zu verringern.

 

Außerhalb der Kämpfe wird Erkundung großgeschrieben. Die Yakuza-Reihe hatte schon immer ein Händchen dafür, dem Spieler die perfekte Größe für eine Spielwelt anzubieten - groß genug, um sich nicht zu langweilen, klein genug, um sich nicht zu verlaufen, alles zu lernen und sich heimisch zu fühlen. Die Städte sind vollgestopft mit Tätigkeiten und nichts davon ist Beschäftigungstherapie, sondern alles hat einen tatsächlichen Nutzen. Neben den Kämpfen gibt es die Yakuza-übliche gewaltige Anzahl von Minispielen (Arcade-Automaten, Baseball, Dart, Mahjong, Blackjack, ...), alle paar Meter blinkt ein Item auf, das gesammelt werden möchte, es gibt zahlreiche optionale Nebenmissionen, die hervorragend geschrieben sind und es gibt Dialoge mit seinem Team, die an verschiedenen Stellen in der Stadt ausgelöst werden können und die Verbindung zu seinen Gefährten stärkt. Dadurch wiederum schaltet man Drinking Links frei, was mehrstufige Nebengeschichten der einzelnen Team-Mitglieder sind. Durch jeden dieser interessanten Dialoge lernt man nicht nur die Charaktere besser kennen, sie schalten auch zusätzliche Unterstützung im Kampf frei und am Ende der Geschichte wartet für jeden Charakter noch einmal ein Kampf, der wiederum in eine der stärksten Waffen für diesen Kämpfer resultiert.

 

Natürlich gibt es auch unzählige, liebevoll gestaltete Shops, in denen man Items, Ausrüstung oder Waffen kaufen kann oder eine Vielzahl von Restaurants, in denen man mit Essen seine Energieleisten wieder auffüllt, besondere Kampf-Buffs aktiviert und auch spezielle Team-Dialoge freischaltet.

 

Nicht zu vergessen die zufällig generierten Dungeons, in denen man sich wie in Persona von Etage zu Etage vorarbeitet mit stärker werdenden Gegnern, besonderen Items, Boss-Gegnern und Menschen, die gerettet werden können. Auch ein vollkommen optionaler Part des Spiels, aber eine super Möglichkeit zum Leveln und zum kostenlosen Upgraden seiner Ausrüstung.

 

Grafik

 

Sowohl Hawaii als auch die Spielwelten in Japan sehen großartig aus und vermitteln hervorragend die jeweils beabsichtigte Atmosphäre. Wie man es von der Reihe gewohnt ist, wurde alles mit viel Liebe gestaltet und man kann sich eigentlich in jedem der zahlreichen, alles andere als generischen Shops genau umsehen, um die penibel eingerichteten Regale zu bewundern.

 

Auch die Spielfiguren sehen gut aus und überzeugen besonders in den Zwischensequenzen mit Detailgrad und Mimik. Einzig in einigen Nebenmissionen und -Dialogen merkt man dann, dass die Ressourcen verlagert wurden. Speziell, wenn die Gefährten in einer Bar zusammensitzen und etwas trinken, ihre Glas-haltenden Hände dabei aber etwas bizarr aussehen und ihre Lippen sich kein Stück bewegen oder öffnen, wenn sie etwas trinken.

 

Die anspruchsvollsten Animationen finden aber natürlich im Kampf statt und die sehen alle toll aus, sind mit den individuellen Sequenzen für jede Technik äußerst abwechslungsreich und vermitteln auch hervorragend ein Gefühl für die Wucht, die hinter der Attacke steckt.



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Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Ich war mir wirklich tagelang unsicher, ob Like A Dragon: Infinite Wealth nun tatsächlich eine 10/10 ist, da ich die so gut wie nie vergebe... aber ich habe nach Dutzenden Stunden Spielzeit NICHT DAS GERINGSTE an diesem Game auszusetzen und wüsste beim besten Willen nicht, wofür ich Punkte abziehen sollte. Zugegeben, wie die gesamte Yakuza-Serie ist auch dieser Teil Geschmackssache. Man muss die japanische Verrücktheit lieben, ebenso eine äußerst umfangreiche Geschichte mit vielen, teils auch langen Dialogen, die aber eben unfassbar gut geschrieben sind und einen immer wieder aus seinen gesetzten Erwartungen herausreißen. Hinzu kommen die überschaubaren Open Worlds, die wieder einmal zeigen, dass es nicht auf die Größe ankommt, sondern auf das was drinsteckt - und ich wüsste nicht, in welchem Spiel so viel drinsteckt wie in Infinite Wealth. Allein die Nebentätigkeiten wie die Sujimon-Liga, Dodonko Island oder auch die Dungeons, die allesamt jeweils ihre eigenes Spiel sein könnten, ganz zu schweigen davon, dass man jeweils mit Ichiban und Kiryu eigentlich auch jeweils ein ganz eigenes Spiel spielt. Infinite Wealth vereint Humor, Ernsthaftigkeit, Drama, Lebensfreude und Tragik in perfekter Harmonie und ist die schönste Spielwiese, die mir auf einer Konsole je dargeboten wurde. Gleichzeitig ist es eine Liebeserklärung an die gesamte Yakuza-Reihe, die passionierte Spieler in Erinnerungen schwelgen lässt und neue Spieler für die gewaltige Geschichte erwärmt, die sie noch nachholen können.


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positiv negativ
  • Optimale Spielwelten mit idealer Größe und unzähligen Beschäftigungen
  • Jede Nebenaufgabe ist hervorragend geschrieben und bietet Mehrwert
  • Geniale Mischung aus Yakuza-Verrücktheit, bescheuertem Humor und ernster Brutalität
  • Kampfsystem macht Spaß und ist abwechslungsreich
  • Ein Spiel, das aus mindestens fünf Spielen besteht, die für sich stehen könnten aber super miteinander harmonieren
  • Unzählige, liebevoll entwickelte Minispiele
  • Die wahrscheinlich intensivste Bindung zu seinen Party-Mitgliedern, die ein RPG je gesehen hat
  • Eine Haupthandlung, die einen alle zwei Kapitel überrascht und alle Erwartungen über Bord wirft





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