My Island

My Island

Genre: Plättchenlegespiel • Legacy Spiel
Autor: Reiner Knizia
Illustrator: Michael Menzel
Spieleverlag: Kosmos
Empfohlenes Alter: 10+
Spieldauer: 30 min

My Island   07.12.2023 von 2-PL4Y3R5

Ihr seid Siedler auf einer Insel und möchtet sie für euch bewohnbar machen, indem ihr Äcker, Wege, Häuser und Mauern errichtet. Das Ganze 24-mal, immer wieder von vorne, aber mit etwas abgeänderten Regeln. An der Stelle mag das Thema etwas verlieren, richtig. Das ändert aber nichts daran, dass das Puzzeln natürlich trotzdem Freude bereitet, immer wieder von vorne! Wir finden My Island ist ein Spiel, das man entspannt runterspielen kann, wenn’s mal leichtere Kost sein soll – oder eben in Runden mit der ganzen Familie!

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Das Spielmaterial umfasst insgesamt vier Sets mit jeweils 28 Legeplättchen in verschiedenen Formen, ein Set für jeden Spieler. Die Plättchen kommen in verschiedenen Formen, die alle auf Sechseck-Einheiten basieren. Jede Sechseck-Einheit zeigt entweder Acker (gelb), Mauer (blau), Haus (rot) oder Weg (grün). Das kleinste Plättchen besteht aus zwei miteinander verbundenen Sechsecken. Dann gibt es noch „Geraden“ aus drei Sechsecken, ein „Dreieck“ aus drei Sechsecken und ein Viereck aus vier Sechsecken, falls das in irgendeiner Welt Sinn ergibt. Zu Beginn einer jeden Partie sortiert ihr am besten eure Plättchen nach der Form und legt alle offen gut sichtbar vor euch aus. Ein kleiner Kritikpunkt: Das Artwork auf den Plättchen hat uns nicht so sehr gefallen. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache und auch erstmal für den Spielspaß an sich nicht von großer Bedeutung.

 

Jeder Spieler erhält auch einen doppelseitigen Spielplan und einen Zählstein, mit dem die Siegpunkte während des Spiels auf dem persönlichen Spielplan abgetragen werden. Für die Legacy Kampagne wird die Vorderseite des Spielplans verwendet; hier könnt ihr eurer Insel sogar einen Namen geben! Die Rückseite enthält einen Plan für Partien nach Abschluss der Kampagne, mit unveränderlichen Regeln. Die Spielpläne zeigen zu Beginn alle dieselbe Insel mit einem Sechseck-Raster, das in vier Zonen von außen nach innen eingeteilt werden kann: Strand, Heide, Palmen, und Urwald.

 

Eine wesentliche Spielkomponente ist der Kartenstapel aus 28 Karten, die jeweils eines der 28 Legeplättchen zeigen. So wird zufällig bestimmt welches Plättchen als nächstes gelegt werden muss. Der Kartenstapel wird zu Beginn der Partie gemischt und bereitgelegt.

 

Und zuletzt gibt es noch acht große Umschläge, die wohl gut die Hälfte der Spielschachtel einnehmen. Nach drei Partien darf ein neuer Umschlag geöffnet werden, der neues Spielmaterial für das nächste Kapitel aus drei Partien enthält. Was dort zu finden ist, solltet ihr aber lieber selbst herausfinden! Denn die Vorfreude und Aufregung beim Öffnen der Umschläge ist mit was am meisten Spaß bereitet. Weiter unten haben wir aber ein paar Beispiele gelistet, immer gut als ‚#Spoiler#‘ markiert. Spoiler Hinweise gelten immer nur bis zum Ende des Absatzes. Springt zum nächsten Absatz, wenn ihr euch überraschen lassen wollt!

 

Das Spielziel

 

Das Spielziel ist es am Ende einer Partie mehr Siegpunkte als die Mitspieler zu erhalten. Wofür es Siegpunkte gibt, ändert sich von Partie zu Partie. Nur ein wenig zwischen Partien innerhalb eines Kapitels, aber maßgeblich zwischen Kapiteln. Hat man am Ende einer Partie am meisten Siegpunkte, erhält man zwei Fortschritte. Fortschritte sind Siegpunkte, die über die gesamte Legacy Kampagne getrackt werden. Nach 24 Partien wird auf Basis der Fortschrittsleiste der Gesamtsieger ermittelt. Einen extra Fortschritt gibt es übrigens auch, wenn man in einer Partie die 55 Siegpunkte knackt!

 

#Spoiler# Fortschritte kann man in späteren Partien auch auf andere Wege erhalten, und sogar in bestimmten Partien wieder verlieren, sollten spezielle Aufgaben nicht erfolgreich absolviert worden sein.

 

Der Spielablauf

 

Der Spielablauf ist schnell erklärt. Zu Beginn einer Runde wird eine Karte vom Kartenstapel aufgedeckt. Nun muss jeder das auf der Karte abgebildete Plättchen aus seinem persönlichen Plättchen Vorrat raussuchen und dann auf seinen Spielplan legen. Kann oder möchte man das Plättchen nicht legen, kann man passen, verliert aber dadurch sofort einen Siegpunkt. Man startet bei 10 Siegpunkten, sodass man hier taktisch flexibel bleibt. Alternativ zum Passen, kann man das Spiel auch für sich beenden, verliert dann keinen Siegpunkt, darf aber im gesamten Spiel keine Plättchen mehr legen. Das muss man sogar, sollte man nicht in der Lage sein Siegpunkte zu verlieren. Hat zumindest ein Teil der Mitspieler das Plättchen gelegt oder gepasst, wird die nächste Karte vom Stapel gezogen. Haben alle das Spiel für sich beendet oder der Kartenstapel ist leer (alle Plättchen wurden gelegt), ist die Partie vorbei. Der Spielfluss könnte also nicht simpler sein.

 

Interessant wird es jetzt mit den Legeregeln. So muss das erste Plättchen auf einem Strandfeld, am Spielplanrand, gelegt werden. Alle weiteren Plättchen müssen dann angrenzend gelegt werden, und zwar so, dass mindestens eine der Seiten benachbart zu einer identischen Seite liegt, also z.B. Acker an Acker. Einmal gelegt, dürfen Plättchen nicht mehr versetzt werden. Das sind schon alle Regeln. Im Verlaufe des Spiels kommen aber neue Regeln dazu, die auf Regelseiten innerhalb der Umschläge erklärt sind. Nach jeweils drei Partien wird ein neuer Umschlag geöffnet und das kann alles verändern! Neue Legeregeln, neue Siegpunkte-Bedingungen, neue Strategien.

 

Wofür gibt es nun Siegpunkte? In der Spielregel gibt es nur zwei Hinweise: Für jedes Haus auf einem Strandfeld gibt es einen Punkt und für jedes am Ende der Partie noch sichtbare, also nicht durch ein Plättchen belegtes Strandfeld gibt es einen Punkt Abzug! Wofür es Siegpunkte gibt, wird hauptsächlich durch die Regelübersicht des aktuellen Kapitels gezeigt, die sich in den Umschlägen befindet. Ein paar Beispiele hier:

 

#Spoiler# Straßen, also gerade Linien aus fünf Wegen, können fünf Siegpunkte einbringen und Gruppen von jeweils fünf Äckern, Mauern oder Häusern können drei Siegpunkte einbringen.

 

In der ersten Partie dürfen nur Strandfelder und Heidefelder belegt werden. Die Palmen-Region und der Urwald des Spielplans werden erst in späteren Kapiteln „freigeschaltet“ (ich denke das darf ich auch ohne Spoiler-Hinweis schreiben?). Möchtet Ihr erfahren was euch in den ersten vier Kapiteln, also der ersten Spielhälfte so erwartet?

 

#Spoiler# Es gibt einige Sticker, die ihr auf euren Spielplan und eure Plättchen kleben dürft. Auf Plättchen könnt ihr Äcker, Häuser, Mauern und Wege zu Doppel-Äckern, Doppel-Häusern, Doppel-Mauern und Doppel-Wegen upgraden. Sie zählen dann immer doppelt, wenn die Anzahl der Symbole Punkte-relevant ist. Das Ganze soll euch das Leben einfacher machen. Denn auf dem Spielplan erscheinen Piraten am Strand und sobald ihr als Siedler in die tieferen Regionen der Insel hervordringt auch Monster im Urwald! Piraten schlagt ihr zurück, indem ihr Mauern um sie herum errichtet, während Monster durch Licht besiegt werden (umzingelt sie mit Äckern!). Vernachlässigt das nicht, denn auch wenn es kurzfristig keine Siegpunkte gibt, langfristig werden diese Störenfriede zum Problem (und diesen Teil werde ich jetzt nicht weiter spoilern).

 

Die Unterschiede

 

My Island basiert auf dem Spiel My City, das zum Spiel des Jahres 2020 nominiert wurde. Beide Spiele sind sehr ähnlich, aber haben – wie man am Titel bereits erkennt – ein anderes Thema. In beiden Spielen besteht die Legacy Kampagne aus 24 Partien, aufgeteilt in acht Kapitel, zu deren Beginn jeweils ein neuer Umschlag geöffnet wird. Klar, es gibt Unterschiede: My City hat als kleinste Einheit viereckige Plättchen, My Island nutzt Sechsecke. Und die Legeregeln sind auch etwas unterschiedlich. Aber ganz ehrlich, wenn man sich für eines der beiden Spiele entscheiden muss, würden wir so weit gehen zu behaupten, dass das alleinige Entscheidungskriterium das Thema sein sollte. Mögt ihr lieber eine Insel oder eine Stadtlandschaft aufbauen und mit typischen Herausforderungen innerhalb dieser Landschaften konfrontiert werden? Auf der anderen Seite sind die 24 Partien schnell gespielt und nach etwas Pause vom Plättchen Legen kann man dann mit der zweiten Schachtel nichts falsch machen. Man weiß, was man bekommt!

 

 

Bildergalerie von My Island (6 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 4 beidseitig verwendbare Spielpläne
  • 8 Umschläge mit Überraschungen
  • 4 Zählsteine
  • 28 Karten
  • 112 Legeplättchen (4 Sets mit jeweils 28 Plättchen)
  • 1 Regelheft


Cover & Bilder © Cover und Screenshots: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: My Island ist ein Puzzle, das sich mit veränderten Zielen (Siegpunkte-Bedingungen), Voraussetzungen (Sticker auf dem Spielplan) und teilweise auch Puzzleteilen genau 24-mal wiederholt. Wer Tetris mag, wird My Island lieben! Der leicht abgewandelte Werbeslogan lag mir jedenfalls gerade auf der Zunge. My Island ist keine wirkliche Herausforderung, es ist ein Spiel für Zwischendurch oder für den Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag. Ziel ist es einfach viele Punkte zu machen, indem man eben gut puzzelt. Uns hat das sehr viel Spaß gemacht.

 

Balancing/Glücksfaktor: Das Thema Balancing hat My Island gut gelöst. Verliert jemand eine Partie, erhält er ein Handicap, indem sein Spielplan oder auch seine Plättchen via Sticker „verbessert“ werden, was zukünftige Partien erleichtert. So wird sich am Ende der Kampagne ein Kopf-an-Kopf-Rennen herauskristallisieren, weil jeder mit einer für ihn passenden Herausforderung spielt. Ansonsten gibt es nichts zu balancen, da jeder die Plättchen in derselben (aber zufälligen) Reihenfolge legen muss; und mehr gibt es auch nicht zu tun in My Island. Wie steht es um den Glücksfaktor? Das zufällige Kartenaufdecken kann schon dafür sorgen, dass es mal besser, mal schlechter läuft, besonders gegen Ende der Partie. Auf der anderen Seite kann man seine Insel flexibler aufbauen, sodass man jedes Plättchen, das da kommen mag, auch anlegen kann. Vielleicht gibt’s mit Risiko aber am Ende mehr Punkte? No risk, no fun!

 

Komplexität/Regeln: Es handelt sich hier um ein Familienspiel mit sehr wenigen Grundregeln. Es ist in einer Minute erklärt, ungelogen. Die Regel hat 8 Seiten; nur 2,5 Seiten davon erklären Spielvorbereitung, alle Regeln und das Legacy Spielkonzept. Das Schöne ist, es kommen eben nach jeder Partie ein paar wenige Änderungen ins Spiel. Hierfür gibt es in jedem Umschlag eine Übersichtsseite, welche die Regelanpassungen beschreibt. Super Sache! My Island ist für uns beim Spielen auch eher entspannend gewesen und eine schöne Abwechslung zu komplexeren oder konfrontativeren Spielen.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Die Spieleranzahl beeinflusst das Spiel in keiner Weise, da alle Spieler gleichzeitig spielen. Klar, wenn jemand länger benötigt das Plättchen zu legen, muss man eben warten. Ansonsten spielt man gemeinsam ein Solo-Spiel. Die Spielerinteraktion ist ebenfalls gleich null. Ausnahme ist natürlich, dass Sieg oder Niederlage die Änderungen am eigenen Spielplan beeinflussen.

 

Spieldauer: Auf der Verpackung steht 30 Minuten und das kommt auch gut hin. Ein Kapitel hat man so in 90 Minuten durch, eine schöne Zeit, um bei jeder Session die Öffnung eines neuen Umschlags anstreben zu können.

 

Wiederspielbarkeit: Einmal die 24 Partien durchgespielt, kann man My Island vermutlich auf die Seite legen. Da es sich um eine Legacy Kampagne handelt, kann man die Kampagne auch nicht neu starten (Sticker lassen sich entfernen, aber nicht erneut verwenden). Wobei, sollte man die Kampagne zu zweit spielen, kann man sie auch ein zweites Mal spielen, da Material für 4 Spieler enthalten ist! Zudem gibt es ein „Ewiges Spiel“ auf der Rückseite der Spielpläne, das immer und immer wieder so wie abgedruckt gespielt werden kann. Aber der Reiz an My Island liegt in der Kampagne. Und mal ehrlich, gerade als Vielspieler mit großen Spielesammlungen, hat man wohl die wenigsten Spiele 24-mal gespielt. Uns geht das jedenfalls so. Wir gehören zu der Gruppe, die für 24 Partien schon eine besondere Motivation benötigen. Diese Langzeitmotivation kommt durch die Umschläge. Schnell die drei Partien durchziehen. Ich will sehen was sich als nächstes verändert!


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