Challengers!

Challengers!

Genre: Kartenspiel • Auto-Battler • Deckbau • Turnierspiel
Autor: Johannes Krenner, Markus Slawitscheck
Illustrator: Jeff Harvey
Spieleverlag: 1 More Time Games, Z-MAN Games, Asmodee
Empfohlenes Alter: 8+
Spieldauer: 45+ Minuten

Challengers!   05.03.2024 von 2-PL4Y3R5

Es gab in den vergangenen Jahren nicht häufig Neues auf dem Brettspielmarkt. Mechaniken wiederholen sich. Meist ist die Spieleranzahl begrenzt auf 4 oder 5 Personen und bei großen Gruppen kommen dann eigentlich nur noch Partyspiele auf den Tisch. Challengers integriert nach unserem Kenntnisstand als erstes Brettspiel die Auto-Battler Mechanik und bringt mit einem kurzweiligen Turniermodus Spielspaß für bis zu acht Personen. Unserer Meinung nach zurecht das Kennerspiel des Jahres 2023.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Eigentlich wäre Challengers mit den Kartendecks und ein paar Tokens ausgekommen. Stattdessen – und das hat nicht unwesentlich zu unserer Begeisterung beigetragen – finden wir in der Spieleschachtel wesentliche Upgrades, die man so eigentlich nur von Crowdfunding Kampagnen kennt: Jedes Spiel kommt mit vier hochwertigen Neopren Playmats (mit genähten Kanten!), drei Kartenspendern aus festem Plastik, die jeweils Platz für Nachziehstapel und Abwurfstapel bieten, und einem wirklich brauchbaren Inlay, in dem alles Material sauber einsortiert werden kann.

 

Nun zur Spielvorbereitung. Abhängig von der Spieleranzahl werden ein bis vier Playmats verwendet und in ausreichendem Abstand voneinander ausgelegt. Jede Playmat enthält dasselbe schöne Artwork – ein Park mit Bäumen – aber in unterschiedlicher Farbe (rot, grün, gelb, violett). Jede Person bekommt dann eine Turnierplan-Karte, abhängig von der Spieleranzahl. Der Turnierplan zeigt verschiedene Informationen für jede der sieben Runden des Turniers, unter anderem in welcher Runde man sich an welche Playmat setzen muss, durch entsprechende farbige Unterlegung. Nun setzen sich also alle Spieler an für die erste Runde angegebene Playmat.

 

Zu jeder Playmat wird eine Fahne der passenden Farbe gelegt. Um diese wird gleich gekämpft! Denn Challengers ist ein Capture The Flag Spiel, wie man es aus online Videospielen kennt. Nur etwas einfacher gestrickt, als Auto-Battler. Nun werden bei jeder Playmat noch jeweils ein Stapel aus sieben Trophäen platziert, und zwar so, dass die Siegpunkte-Seite verdeckt ist. Die oberste Trophäe erhält jeweils der Sieger einer Runde. Die Siegpunkte sind dabei nicht immer gleich, so gibt es in späteren Runden mehr Siegpunkte für einen Sieg. Zuletzt werden noch die Fans bereitgelegt, kleine Token, die Zusatz-Siegpunkte zeigen und im Spielverlauf verdient werden können.

 

Zeit die Kartenstapel vorzubereiten: Challengers kommt mit acht Stadt-Grundsets. Jeder Spieler erhält diese Karten zu Beginn des Spiels und startet somit mit denselben Ausgangsbedingungen ins Turnier. Neben den Grundsets gibt es sechs weitere Sets, die in jeweils drei Leveln (A, B, C) sortiert werden können. Fünf dieser Sets werden für ein Turnier gebraucht. Die ausgewählten Sets werden dann nach den drei Leveln sortiert und alle Karten desselben Levels gemischt, sodass drei Nachziehstapel gebildet werden. Aus diesen Nachziehstapeln zieht Ihr Karten, um vor jedem Kampf euer Deck zu verbessern! Wobei Ihr zu Beginn nur Zugriff auf das Level A habt und später im Turnierverlauf stärkere Level freischaltet. Wie viele und welche Karten ihr zur Deck-Verbesserung in welcher Runde ziehen dürft ist auch auf eurer Turnierkarte beschrieben.

 

Das Spielziel

 

Ihr kämpft in sieben aufeinanderfolgenden Runden 1 vs. 1 um jeweils eine Trophäe, die Hauptquelle für Siegpunkte im Spiel. Zusätzlich könnt Ihr im Spielverlauf über bestimmte Karteneffekte weitere Siegpunkte sammeln. Die zwei Spieler mit den meisten Siegpunkten am Ende der Turnierphase treten dann noch einmal in einem ultimativen Finale gegeneinander an, um den Sieger zu ermitteln. Thematisch sind Siegpunkte übrigens Fans, die ihr während eurer Leistungen im Turnier sammelt.

 

Der Spielablauf

 

In Spielen mit 3 bis 8 Personen wird der Turniermodus gespielt, den wir hier erklären möchten. Solo- und 2-Personen Spiele haben leicht abgewandelte Regeln.

 

Jede der sieben Spielrunden besteht aus zwei Phasen, einer Deck-Phase, in der Ihr euer Kartendeck verbessert und einer Match-Phase, in der das eigentliche 1 vs. 1 Auto-Battle stattfindet. Zu Beginn einer jeden Deck-Phase werden auch die Plätze gewechselt, sodass man in jeder Runde einem neuen Gegner gegenübersitzt. Abhängig von der Spielerzahl kann man demselben Gegner aber später im Turnier erneut gegenüberstehen.

 

Die wesentliche Aufgabe während der Deck-Phase ist die Verbesserung des eigenen Decks. Das machen alle Spieler gleichzeitig und unabhängig voneinander. Und zwar bereits vor der ersten Partie. Entsprechend wie auf der Turnierkarte angegeben, können Spieler dann 5 Karten von einem der drei Kartenstapel (Level A, B oder C) ziehen und dann eine oder zwei Karten davon ins eigene Deck aufnehmen. Um Kartenpech zu balancieren, darf man einmal eine beliebige Anzahl Karten abwerfen und vom selben Stapel neu ziehen. Hat man Karten für sein Deck gewählt, darf man noch eine beliebige Anzahl an Karten permanent aus seinem Deck entfernen, ebenfalls ein wichtiges strategisches Element!

 

Lasst uns nun einen Blick auf die Match-Phase werfen und uns das Herzstück von Challengers, die Karten im Detail anschauen. Alle Karten sind identisch aufgebaut und es gibt auch keine verschiedenen Karten-Arten, die sich anders spielen. Jede Karte zeigt in den beiden oberen Ecken die Basisstärke. Von Level A bis Level C steigt die maximal verfügbare Basisstärke von 3 über 5 bis zu 10 an. Oben, mittig ist der Name der Karte angegeben. Die meisten Karten gibt es viermal. Sollten Karten häufiger oder seltener vorkommen, so ist dies unten auf der Karte angegeben. Außerdem haben viele Karten noch einen Effekt, der unten als Text angegeben ist. Also keine Symbole lernen notwendig!

 

Zu Beginn der Match-Phase mischen die Spieler ihre Decks und legen sie als Nachziehstapel vor sich. Der Spieler, der zuletzt eine Match-Phase gewonnen hat, ist Startspieler. In Runde 1 und bei Gleichstand entscheidet ein Münzwurf - in Challengers wird die Fahne geworfen. Der Startspieler – nennen wir ihn Spieler 1 – legt die oberste Karte seines Decks in den Spielbereich und erobert damit die Fahne. Immer, wenn ein Spieler eine Fahne erobert, endet der Spielerzug und der Gegner ist an der Reihe Karten von seinem Deck aufzudecken, um die Fahne zurückzuerobern. Nun deckt Spieler 2 so lange Karten von seinem Deck auf und legt sie als offenen Stapel in seinen Spielbereich, bis die Summe der Basisstärken aller aufgedeckten Karten gleich oder größer der Basisstärke der gegnerischen Karte ist, die sich gerade in Fahnenbesitz befindet. Dann erhält die von Spieler 2 zuletzt gespielte Karte die Fahne und die Karte von Spieler 1 wandert auf seine Bank, die sich rechts neben der Playmat befindet. Insgesamt haben alle Spieler jeweils sechs Plätze auf ihrer Bank. Nun beginnt wieder Spieler 1 Karten von seinem Deck aufzudecken und der Kampf um die Fahne geht weiter. Die Summe der Basisstärken der aufgedeckten Karten des Angreifers müssen aber immer nur gleich oder größer der Basisstärke der einen Karte des Verteidigers sein, die in Fahnenbesitz ist. Die Karten darunter, welche bei der Eroberung der Fahne geholfen haben, zählen beim Verteidigen nicht mehr mit.

 

Wie gewinnt man nun eine Match-Phase? Es gibt zwei Möglichkeiten zu gewinnen. Zum einen gewinnt man, wenn der Gegner keine Karten mehr im Deck hat, um die Fahne zurückzuerobern. Zum anderen kann es passieren, dass der Gegner bei Verlust der Fahne mehr Karten auf seine Bank legen muss, als es Plätze gibt. Karten mit identischem Namen können dabei denselben Platz auf der Bank belegen, sodass es wichtig ist nicht zu viele unterschiedliche Karten in sein Deck aufzunehmen.

 

Ich denke einige taktische Elemente wurden bereits deutlich, aber Challengers wäre dann doch etwas langweilig, wären da nicht die Karten-Effekte. Beim Aufdecken einer Karte, kann zum Beispiel die Basisstärke unter bestimmten Voraussetzungen erhöht sein, z.B. im Angriff, in der Verteidigung, wenn Karten desselben Sets auf der Bank sind oder wenn nur noch eine oder keine Karte mehr im Deck ist. Außerdem gibt es Effekte, die Sonderaktionen ermöglichen, z.B. das Durchsuchen und Neusortieren des eigenen Decks, das Entfernen von Karten aus der Bank oder den Erhalt von Fans. All das kann im richtigen Moment spielentscheidend sein! Und das ist nur eine sehr kleine Auswahl an Beispielen.

 

Nach der Match-Phase nimmt sich der Sieger die oberste Trophäe (Siegpunkte bleiben bis zum Ende der Partie geheim). Nun suchen sich alle Spieler wie auf der Turnierkarte angegeben ihren neuen Herausforderer. Davor wird natürlich wieder das Karten-Deck verbessert. Nach insgesamt sieben Runden endet das Spiel in einem Finale, bei dem die Spieler mit den meisten Siegpunkten noch einmal gegeneinander antreten, um den wahren Sieger zu ermitteln.

Bildergalerie von Challengers! (8 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 336 Karten
  • 4 Park-Playmats
  • 4 Fahnen-Plättchen
  • 40 Fan-Plättchen
  • 28 Trophäen-Plättchen
  • 3 Kartenspender
  • 2 Anleitungen


Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Wirklich Wahnsinn! Im Turniermodus alle 5-10 Minuten gegen einen anderen Freund anzutreten macht einfach riesigen Spaß. Dabei ist Challengers trotzdem ein taktisches Spiel. Und vielleicht begegnet man dem Spieler, gegen den man in einer frühen Runde verloren hat im Finale erneut und kann beweisen, wie gut man sein Deck weiterentwickeln konnte. Party-Spiele sind überhaupt nicht unser Ding. Umso größer ist die Freude endlich ein Spiel für große Gruppen im Regal zu haben, das Interaktion und Spielspaß bietet, sich aber dennoch wie ein Strategiespiel anfühlt.

 

Balancing/Glücksfaktor: Challengers hat einige strategische Elemente, vor allem im Deckbau. So ist es ähnlich wichtig viele gleiche, dafür schwächere Karten zu haben wie unterschiedliche gute Karten. Und in der Deck-Phase kann man sich oft entscheiden mehrere Karten eines niedrigeren Levels statt weniger Karten eines höheren Levels zu nehmen. Auf der anderen Seite sollte man Challengers aber auch nicht zu ernst nehmen, denn Glück spielt auf jeden Fall mit. So hat man nicht die volle Bandbreite an Karten für den Deckbau zur Verfügung, sondern zieht immer nur eine bestimmte Anzahl an Karten, aus denen man dann wählen kann. In den Match-Phasen selbst ist es dann ebenso Glück in welcher Reihenfolge die Karten aufgedeckt werden. Aus diesen Gründen kämpfen vermutlich die beiden bestplatzierten nach sieben Runden noch einmal um den finalen Sieg. Am Ende jedoch haben gefühlt die besseren Spieler gewonnen, obwohl es für alle noch nie so nebensächlich gewesen war siegreich zu sein. Und dadurch, dass die Gegner wechseln, ist es so gut wie unmöglich alle Match-Phasen zu verlieren. Gegen irgendein Deck ist das persönliche Deck sicher im Vorteil!

 

Komplexität/Regeln: Die gesamte Regel hat nur vier Seiten! Challengers ist in 5 Minuten erklärt und bietet kurzweiligen Spielspaß. Die Kämpfe sind sehr schnell runtergespielt, weil die Spieler hauptsächlich abwechselnd Karten von ihrem Deck ziehen und ausführen, was auf den Karten steht, daher auch Auto-Battler. Spannung, Abwechslung und Herausforderung resultiert aus den Deck-Phasen, in denen die Spieler entscheiden müssen, welche Karten sie aus ihrem Deck rauswerfen und welche sie hinzufügen möchten. Regel-technisch ebenfalls sehr einfach. Dennoch ist Challengers ein Kennerspiel. Uns ist nicht klar warum, denn wir haben es auch mit der Familie und Nichtspielern sehr gut spielen können. Ich denke es sollte deutlich gemacht werden, dass Challengers eben auch einen Reiz für Vielspieler bietet und dem stimme ich voll zu. Denn während den Match-Phasen sammelt man Erfahrungen, Grundlage für die Entscheidungen zum Deckbau zwischen den Kämpfen. Direkt auszutesten, ob das verbesserte Deck nun den neuen Herausforderungen besser gewachsen ist, und das über mehrere Iterationen, macht den Spielreiz aus. Und dadurch, dass sich auch das Gegner-Deck durch ständig wechselnde Mitspieler verändert, ist stetige Anpassung gefragt.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Challengers kann mit 8 Personen gespielt werden. Besitzt man die eigenständige Erweiterung Challengers Beach Cup, sogar mit bis zu 16 Personen. Das ist absolut einzigartig! Challengers funktioniert zwar mechanisch genauso gut zu zweit, in einer großen Gruppe glänzt es aber am meisten. Sein Deck stetig verbessern und gegen viele andere Decks auszutesten, und dabei auch alle 5-10 Minuten einem neuen Freund gegenüberzusitzen und etwas trash talk zu betreiben, das ist einfach mega! Die Interaktion in 1 vs. 1 Partien ist groß, weil viele Karten direkte Konsequenzen für den Gegner haben. Bedenkt man, dass in 1 vs. 1 Partien das meiste „automatisch“ passiert, muss während der Match-Phasen nicht viel nachgedacht werden, und es bleibt Zeit und Energie für Interaktion und Spaß.

 

Spieldauer: Mit der Spieleranzahl ändert sich weder die Spieldauer noch die down time zwischen Spielerzügen, weil es sich um mehrere 1 vs. 1 Spiele handelt, die parallel stattfinden.  D.h. ein 2-Spieler Spiel dauert ähnlich lange wie ein Spiel mit 8 oder 16 Personen, abgesehen davon, dass die langsamste Match-Phase natürlich bestimmt wie lange das Gesamtspielerlebnis dauert. In unserem Spiel zu acht, gab es aber kaum Differenzen, evtl. mal 2 Minuten pro Battle. Jedes Battle für sich dauert im Schnitt auch nur 5-7 Minuten. Sollte es also mal etwas Wartezeit geben, lässt sich dies gut mit dem Deckbau überbrücken, indem man sich vielleicht etwas mehr Gedanken macht.

 

Wiederspielbarkeit: Da Challengers zu zweit genauso gut wie mit einer sehr großen Gruppe funktioniert, lässt es sich häufig auf den Tisch bringen. Was spielt Ihr eigentlich, wenn mal eine größere Gruppe zusammenkommt? Partyspiele? Langweilig! Bei uns wird jetzt nur noch Challengers rausgeholt. Zugegeben, wir waren noch nie Fan von Partyspielen. Aber Hand aufs Herz, in Challengers gibt es insgesamt 6 Kartensets, von denen 5 in jedem Spiel verwendet werden. Etwas mehr Abwechslung hätte es schon sein dürfen. Dafür gibt es aber Challengers Beach Cup, eine eigenständige Erweiterung mit komplett neuen Karten Sets, die auch kombinierbar mit Challengers sind und ein Spiel mit bis zu 16 Personen ermöglicht!


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