Agatha Christie: Das fahle Pferd

Agatha Christie: Das fahle Pferd

Originaltitel: The Pale Horse
Genre: Krimi • Mystery
Regie: Leonora Lonsdale
Hauptdarsteller: Rufus Sewell • Sheila Atim
Laufzeit: DVD (117 Min) • BD (122 Min)
Label: Pidax
FSK 12

Agatha Christie: Das fahle Pferd   09.07.2023 von MarS

Kurz nach der Veröffentlichung von Agatha Christies Ein Schritt ins Leere schiebt Pidax Film gleich auch noch den ebenfalls von der BBC produzierten, wenn auch bereits zwei Jahre früher entstandenen Krimi Agatha Christie: Das fahle Pferd hinterher. Ob dieser gleichermaßen überzeugen kann, das erfahrt Ihr in unserer Kritik zur Miniserie...

 

Inhalt

 

Im Schuh einer toten Frau findet der Inspektor Stanley Lejeune (Sean Pertwee) eine mysteriöse Liste von Namen. Diese Spur führt ihn schließlich zu dem Antiquitätenhändler Mark Easterbrook (Rufus Sewell) und seiner frisch angetrauten Ehefrau Hermia (Kaya Scodelario), der jedoch leugnet, die anderen Personen auf der Liste zu kennen. In Wahrheit befindet sich jedoch auch Easterbrooks heimliche Geliebte Thomasina Tuckerton (Poppy Gilbert) unter den aufgeführten Personen, die jedoch von ihm in ihrer Wohnung zurückgelassen wurde, nachdem sie nach einer gemeinsamen Liebesnacht am Morgen ebenfalls tot in ihrem Bett gelegen hatte. Als noch weitere Menschen sterben, deren Namen auf der Liste zu finden sind, stellt Easterbrook eigene Ermittlungen an, um nicht ebenfalls unter der Erde zu landen. Seine Nachforschungen führen ihn schließlich in den kleinen Ort "Much Deeping", wo im Gasthof "Das fahle Pferd" drei Frauen zahlungskräftigen Kunden die Zukunft voraussagen. Doch was haben die vermeintlichen Hexen mit den Toten zu tun, und wieso war auch Easterbrooks kürzlich durch einen Unfall verstorbene erste Ehefrau deren Kundin...?

 

Lesen Fans der berühmten Krimiautorin Agatha Christie den Namen Sarah Phelps, stehen diese direkt mit gemischten Gefühlen einer kommenden Verfilmung ihres geliebten Romanstoffs gegenüber - immerhin ist Phelps bekannt dafür, massive Änderungen an der Vorlage vorzunehmen, weshalb sie bislang nur wenig positive Resonanz geerntet hatte. Im Idealfall ist dem Zuschauer also die Vorlage erst gar nicht bekannt, um unvoreingenommen einen Blick zu riskieren, und genau das trifft auch auf die Miniserie Das fahle Pferd zu. Auch hier wurde die gesamte Handlung des Romans völlig auf den Kopf gestellt, Personen werden anders dargestellt oder bekommen einen gänzlich abweichenden Stellenwert in der Geschichte. Doch wie wirkt Das fahle Pferd auf jemanden, der die Grundlage nicht kennt?

 

So ganz einfach lässt sich diese Frage gar nicht beantworten. Auf der einen Seite stehen hier nämlich die gewohnt hervorragende, authentische Ausstattung sowie die souverän agierenden Darsteller, ebenso wie ein - zumindest in den ersten beiden Episoden - absolut fesselnder Spannungsbogen, der geschickt durch gezielt eingesetzte Informationen stetig gesteigert wird. Auch das eingewobene Mysteryelement steht der Erzählung wirklich gut zu Gesicht, und verleiht der Geschichte nicht nur eine außergewöhnliche Nuance, sondern erschafft damit auch eine interessante Kombination aus Aberglaube und Übernatürlichem. Dem gegenüber steht allerdings eine Inszenierung, die mit zunehmender Laufzeit immer stärker ihren Fokus aus den Augen verliert, und dadurch in der finalen Episode dafür sorgt, dass man der Handlung einfach nicht mehr folgen kann. Wo zuvor viel Wert auf Atmosphäre und eine ausführliche Schilderung gelegt wurde, stolpert das Finale chaotisch durch diverse Handlungsebenen, pfeift auf Logik und Zusammenhang, und hinterlässt am Ende trotz der einigermaßen ordentlichen, aber doch vorhersehbaren Auflösung vor allem Verwirrung und Unverständnis.

 

Bildergalerie von Agatha Christie: Das fahle Pferd (3 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Technisch hat sich die Blu-ray nichts vorzuwerfen. Das Bild ist angenehm scharf und detailreich, die Farbdarstellung ist natürlich und das Kontrastverhältnis kräftig. Die allgemeine Darstellung ist stets sauber und laufruhig. Die Tonspur bietet einen dynamische Abmischung, die sich zwar überwiegend auf eine klare Dialogwiedergabe konzentriert, immer wieder aber auch die umliegenden Boxenbereiche mit ins Geschehen einbindet. Lediglich der Score wirkt an mancher Stelle etwas zu aufdringlich, was jedoch weniger der Abmischung, sondern vielmehr dem Score selbst geschuldet ist.

 

Ein Episodenguide entfällt an dieser Stelle, da die vier Episoden lediglich fortlaufend durchnummeriert wurden und keine separaten Titel tragen.



Cover & Bilder © Pidax Film- und Hörspielverlag GmbH


Das Fazit von: MarS

MarS

Dem Zuschauer Interpretationsspielraum zu lassen oder Anlass zu Diskussionen zu geben, ist grundsätzlich eine gute Idee. Weniger brauchbar ist diese Vorgehensweise allerdings bei einem Krimi, bei dem man eigentlich auf eine überraschende, zumindest aber stimmige Auflösung des Falls hofft. So authentisch ausgestattet, atmosphärisch inszeniert und gut gespielt Das fahle Pferd auch ist, genau in diesem Bereich scheitert die ohnehin stark veränderte Agatha Christie Adaption. Das große Finale der Miniserie versucht zwar einige Fragen zu beantworten, schreitet dabei jedoch so chaotisch, unlogisch und wirr voran, dass man sich als Zuschauer einfach nur fragt, was das Ganze eigentlich soll.


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