Kavango

Kavango

Genre: Drafting • Set Collection
Autor: Matt Brown, Zara Reid
Illustrator: Matt Brown
Spieleverlag: Mazaza Games, Schmidt Spiele
Empfohlenes Alter: ab 10 Jahre
Spieldauer: 60 Min.

Kavango   17.11.2025 von 2-PL4Y3R5

Die beiden Autoren von Kavango sind verheiratet und ein sehr sympathisches Paar. 2023, während der ersten Kickstarter-Kampagne, trafen wir auf der SPIEL in Essen die Mutter des Autors. Sie war sichtlich stolz, als sie uns am Prototypen das Spielprinzip erklärte – stolz darauf, dass Matt und Zara im Süden Afrikas Gutes tun, gegen den Wildtierhandel kämpfen und ihre Erfahrungen aus Kavango, dem größten länderübergreifenden Naturschutzgebiet der Welt, in ein Spiel verwandelt haben. Trotz der anstrengenden Arbeit vor Ort entstand so ein Projekt, das erfolgreich auf Kickstarter finanziert wurde. 2025 begegneten wir schließlich den beiden Autoren persönlich an ihrem Stand in Essen - inzwischen wurde Kavango bereits ausgeliefert und sie stellen den Prototypen ihrer neuen Erweiterung vor. Wir haben Kavango gespielt, mit der Familie und mit Vielspielern. Ob es uns genauso gut gefallen hat wie die Geschichte dahinter, verraten wir euch hier.

 

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Kavango besteht hauptsächlich aus Karten, richtig vielen Karten. So gehört es sich für ein Drafting Spiel. Und was braucht ein Drafting Spiel noch? Ein Board für die persönliche Kartenauslage. Nun, eigentlich könnte man die gespielten Karten auch einfach auf den Tisch legen, die Anordnung spielt ohnehin keine Rolle. Dennoch hat jeder Spieler sein eigenes Board in Spielerfarbe, mit individuellem Artwork, das Platz für ein Raster aus 3 x 8 Karten bietet. Zusätzlich gibt es ein paar Holzkomponenten, und doppellagige Tableaus, das war’s dann auch schon. Die Schachtel ist bis oben hin voll und die Materialqualität super. Ein paar Upgrades gibt’s allerdings noch in der Kickstarter-Version, z.B. Material für einen fünften Spieler und screen-prints auf den Holz-Meeplen. Ob man das braucht, muss jeder selbst entscheiden.

 

In Kavango geht es ums Draften von Karten. Insgesamt gibt es vier Kartendecks fürs Drafting: das Aktionskartendeck und drei Wildniskartendecks (A-C). Diese werden separat und gut gemischt. Von diesen Decks wird in jeder Runde die Startkartenhand der Spieler neu zusammengestellt. Bei 3-4 Spielern und in Runde 1 erhält jeder Spieler 2 Aktionskarten und jeweils 5 Karten von Deck A und Deck B. Außerdem erhält jeder Spieler eine Reihenfolgekarte, die beim Weiterreichen der Kartenhand während des Draftings immer mitgegeben wird. Sie bestimmt in kritischen Situationen die Spielerreihenfolge. Worin unterscheiden sich die Kartendecks? Deck A hat ausschließlich Karten mit Produzenten (Gräser, Bäume, Wirbellose und Fische), die als Voraussetzungen für das Spielen von „richtigen“ Tieren aus Deck B dienen, die bereits Siegpunkte geben. Tiere in Deck C geben mehr Siegpunkte, haben aber auch größere Voraussetzungen fürs Ausspielen; sie benötigen teilweise sogar Tiere aus Deck B.

 

Neben den Karten, die gedraftet werden, gibt es noch drei weitere Kartendecks, die separat gemischt und als Nachziehstapel bereitgelegt werden müssen: die Forschungsaufgaben, aufgeteilt in drei Decks, eines für jede Runde (1-3). In die Tischmitte kommt der Spielplan. Er enthält neben der Siegpunkteleiste auch Platz für vier Karten mit Forschungsaufgaben. In der ersten Runde werden vier Forschungsaufgaben aus dem Kartendeck für Runde 1 offen ausgelegt. Der Spielplan zeigt auch eine Leiste für den Klimaschutz. Hier können alle Spieler im Spielverlauf Geldmarker platzieren, um die Klimaschutzstufe zu erhöhen, welche Voraussetzung für das Ausspielen bestimmter Tiere darstellen kann.

 

Ein letztes Kartendeck enthält die Renaturierungskarten. Diese sind alle gleich und können im Spielverlauf für 4 Geld gekauft werden, um eines der vier Produzenten-Symbole zu erhalten.

 

Jeder Spieler nimmt sich nun das Material in seiner Spielerfarbe: grün, orange, blau oder gelb. Dazu gehören die Geldmarker, kleine Holzwürfel. Diese kommen allerdings beiseite, in einen Vorrat, von dem aus man sich bedient, immer dann, wenn man Geld erhält. Man kann mit einem Startkapital von 0-2 Geldmarkern spielen, je nach Lust und Laune. Außerdem nimmt sich jeder Spieler seine Tierfigur, die auf die Siegpunkteleiste des Spielplans platziert wird, zwei Zählchips, die benötigt werden, wenn die Tierfigur die 50 Punkte-Marke knackt, und vier Checkmarker, mit denen man im Spielverlauf erfüllte Forschungsaufträge markiert.

 

Außerdem nimmt sich jeder Spieler sein Reservat, ein Tableau, das wie bereits erwähnt ausschließlich ein 3x8 Raster für das Ausspielen von Tierkarten zeigt. Neben den Reservaten erhält jeder Spieler ein zusätzliches Tableau. Hier können Geldmarker platziert werden, um in Habitatschutz (links) und Wildtierschutz (rechts) zu investieren. Im Gegensatz zum gemeinschaftlichen Klimaschutz investiert hier jeder für sich. Oberhalb dieser Tableaus werden im Spielverlauf Karten mit Produzenten aus Deck A überlappend platziert, die genauso wie der Schutz-Status als Voraussetzung für das Spielen höherwertigerer Tiere dienen kann. Rechts von diesem Tableau soll Platz für Karten gelassen werden, welche die Auffangstation bilden. Hier landen bis zu drei gespielte Tierkarten, die aufgrund unerfüllter Voraussetzungen noch nicht ins Reservat gespielt werden dürfen.

 

Jeder Spieler erhält dann noch zwei Spezialisten-Karten, von denen er sich eine aussucht. Sie vermittelt eine Sonderfähigkeit, die über die gesamte Partie aktiv ist. Außerdem erhalten alle Spieler zwei Tierkarten von Deck C in ihre Auffangstation, um bereits zu Spielbeginn zu wissen, worauf man hinarbeiten kann. Die Auswahl kann zufällig oder via offenem Drafting erfolgen. Zuletzt werden zwischen den Spielern Richtungskarten platziert. Hier kommt die weiterzureichende Kartenhand hin, sobald man sich im Zuge des Draftings für eine Karte entschieden hat. Praktisch, weil man in Drafting Spielen für gewöhnlich gerne mal nach dem richtigen Stapel sucht. Nun kann es losgehen.

 

Das Spielziel

 

In Kavango sucht man sich über drei Drafting-Runden einen Satz aus Karten zusammen, der am Ende in Summe richtig viele Siegpunkte gibt. Die Herausforderung ist es die perfekte Balance zwischen Karten zu finden, die viele Siegpunkte geben und Karten, die zur Erfüllung von Voraussetzungen gespielt werden, um die Siegpunkte-trächtigen Karten überhaupt erst spielen zu können.

 

Im Spielverlauf gibt es Punkte für das Erfüllen von Forschungsaufgaben. Auch diese hängen mit den gespielten Karten zusammen und können so die Strategie beim Drafting weiter beeinflussen. Am Spielende werden alle Punkte auf gespielten Karten dazu addiert. Darüber hinaus gibt es in der Endwertung nochmal Bonuspunkte, und zwar für jeden, der sich für den entsprechenden Preis qualifiziert. Drei Preise gibt es zu holen:

 

  • Biodiversitätspreis: hat man jeden der 11 Kartentypen mindestens einmal oder mindestens zweimal ausliegen, gibt es 10 bzw. 15 Siegpunkte.
  • Klimaschutzpreis: hat man mindestens 8 Geld in Klimaschutz investiert, gibt es 10 Siegpunkte.
  • Naturschutzpreis: Hat man im Habitat- und Wildtierschutz jeweils die maximale vierte Stufe erreicht, gibt es 10 Siegpunkte.

 

Der Spielablauf

 

Kavango wird über 3 Runden gespielt. In jeder Runde sind Spieler zehnmal am Zug, sodass man zum Spielende genau 30 Karten gedraftet haben wird. Dabei spielen alle Spieler gleichzeitig und nur bei kritischen Situationen werden die Reihenfolgekarten herangezogen, um eine Spielerreihenfolge zu definieren.

 

In jedem Zug führen also alle Spieler gleichzeitig vier Phasen durch. Zuerst wählt jeder eine Karte aus dem aktuellen Handkartensatz aus und legt sie verdeckt vor sich. Haben das alle getan, wird die Karte aufgedeckt und gespielt. Danach dürfen in Phase 3 Forschungsaufgaben gewertet und Geld investiert werden. Zuletzt wird der übrige Handkartensatz weitergegeben. Haben alle Spieler 10 Karten gespielt – es bleiben 2 Karten übrig – endet die Runde. Dann werden alle übrigen Karten auf den Ablagestapel gelegt, die vier Forschungsaufgaben mit Forschungsaufgaben der nächsten Runde ausgetauscht und 12 neue Handkarten verteilt. In späteren Runden wird es immer mehr Karten von Deck C, und weniger Karten von Deck A geben.

 

Jetzt schauen wir uns das Spielen der Handkarten (Phase 2) und das Werten der Forschungsaufgaben und die Investition von Geld (Phase 3) etwas genauer an, weil es hier noch ein paar Detailregeln gibt.

 

In Phase 2 der Spielerzüge wird eine Karte ausgespielt. Entscheidet man sich für eine Aktionskarte, so wird diese sofort abgehandelt. Über Aktionskarten kann man z.B. direkt in Klimaschutz investieren, Geldmarker erhalten, persönliche Forschungsaufgaben ziehen, Karten vom Ablagestapel spielen, oder eine Renaturierungskarte erhalten. Danach kommt die Aktionskarte auf den allgemeinen Ablagestapel. Nimmt man eine Aktionskarte bedeutet das ggf. auch, man hat am Ende eine Wildniskarte weniger in seiner Auslage.

 

Wie funktionieren nun Wildniskarten? Ganz allgemein befindet sich auf jeder Wildniskarte oben links eines von insgesamt 11 Symbolen, welches auf die Kartenart hinweist. Darüber stehen ggf. noch die Siegpunkte, die es fürs Ausspielen gibt. Alle Symbole darunter zeigen ggf. die benötigten Voraussetzungen, um die Karte ins Reservat aufzunehmen.

 

Wird eine Produzenten-Karte aus Deck A gespielt, wird diese direkt unter das Tableau geschoben. Produzenten haben weder Siegpunkte noch Voraussetzungen. Von nun an hat man das entsprechende Symbol – Gras, Baum, Fisch oder einer der Wirbellosen - in seiner Auslage. Diese dienen zum Erfüllen von Voraussetzungen beim Spielen anderer Karten. Jedes Tableau kommt übrigens mit zwei verschiedenen Symbolen, die man zu Spielbeginn direkt zur Verfügung hat.

 

Spielt man eine Wildniskarte aus Deck B oder Deck C, also ein Tier, so muss man zunächst prüfen, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind, um das Tier ins eigene Reservat aufzunehmen. Hat man alle Tierarten oder Produzenten in der benötigten Kombination und Anzahl bereits ausliegen, und erfüllt man ggf. die Schutzvoraussetzungen, so darf auch die gespielte Tierkarte ins Reservat aufgenommen werden. Hat man die benötigten Produzenten oder Tiere nicht ausliegen oder erfüllt die Schutzvoraussetzungen nicht, muss die Karte in die Auffangstation. Aber Achtung: hier dürfen nur maximal drei Karten liegen. Sobald zu einem späteren Zeitpunkt alle Voraussetzungen einer Wildniskarte in der Auffangstation erfüllt werden, wandert sie direkt und automatisch ins Reservat, ohne dass hier eine extra Aktion notwendig wäre. Die Auffangstation ist also eine praktische Pufferzone.

 

In Phase 3 können nun so oft wie gewünscht und in beliebiger Reihenfolge Forschungsaufgaben gewertet und Geld investiert werden. Jeder der vier ausliegenden Forschungsaufgaben zeigt ein Ziel und drei Möglichkeiten wie gut man es erfüllen kann. Zum Beispiel könnte eine Aufgabe lauten: habe mindestens 3, 5 oder 6 Tiere, die mehr als 100 kg wiegen. Dafür gibt es dann bei Erfüllung 1, 3 oder 4 Siegpunkte und gleichzeitig auch 1, 3 oder 4 Geld. Vielleicht möchte man die Aufgabe erst erfüllen, wenn man 6 solcher Tiere hat, also die maximale Ausbeute dafür bekommt. Oder man braucht das Geld sofort, und erfüllt die Aufgabe früher, bekommt dafür aber weniger. Hat man eine Aufgabe erfüllt, darf man diese nicht noch einmal erfüllen; man markiert dies durch Platzieren seines Checkmarkers. Allerdings darf jeder Spieler jede Aufgabe erfüllen, man blockiert sich also nicht gegenseitig.

 

Geld, das man gesammelt hat, kann man investieren, in Klimaschutz, Habitatschutz oder Wildtierschutz. Dabei funktioniert der Klimaschutz auf dem allgemeinen Spielplan etwas anders als Habitat- und Wildtierschutz auf dem persönlichen Tableau. Schauen wir uns zuerst den Klimaschutz an. Hier darf man jederzeit beliebig viel Geld investieren. Nach einer bestimmten Gesamt-Investition durch alle Spieler gemeinsam, steigt die Klimaschutzstufe auf bis zu 3. Neben den Voraussetzungen für das Spielen bestimmter Tiere motiviert hier vor allem, dass alle Spieler, die 8 Geld in Klimaschutz investieren, am Spielende 10 Extrasiegpunkte erhalten. Und Achtung: sobald man Klimaschutzstufe 3 erreicht hat, darf jeder Spieler nur noch maximal 3 Geld investieren. Andere die Arbeit machen lassen und am Ende trotzdem die Siegpunkte abkassieren ist also nicht.

Habitat- und Wildtierschutz funktionieren etwas anders. Hier gibt es jeweils die Schutzstufen 1 bis 4. Um von einer auf die nächste Schutzstufe zu kommen, muss man Geld entsprechend der Schutzstufe investieren, d.h. ausgehend von Schutzstufe 2 kostet das Erreichen von Schutzstufe 3 genau 3 Geld. Man kann hier keine Teilinvestitionen tätigen. Die Geldmarker platziert man in allen Fällen in die entsprechenden Aussparungen des Tableaus bzw. Spielplans.

Neben der Erhöhung von Schutzstufen kann man für 4 Geld auch immer eine Renaturierungskarte kaufen, eine alternative Möglichkeit an Produzenten-Symbole zu kommen.

 

Das beschreibt den Spielablauf und alle Regeln mit wenigen kleineren Ausnahmen auch nahezu vollständig.

 

Bildergalerie von Kavango (10 Bilder)

Spielmaterial

 

Allgemeines Spielmaterial

  • 1 Spielplan
  • 40 Wildniskarten: Deck A
  • 40 Wildniskarten: Deck B
  • 80 Wildniskarten: Deck C
  • 30 Aktionskarten
  • 12 Forschungsaufgaben: Runde 1
  • 15 Forschungsaufgaben: Runde 2
  • 18 Forschungsaufgaben: Runde 3
  • 15 Zielkarten
  • 10 Spezialistenkarten
  • 32 Renaturierungskarten
  • 4 Reihenfolgekarten
  • 4 Kurzübersichten

 

Spielermaterial, je Spielerfarbe:

  • 1 Reservat
  • 1 Tableau
  • 1 Tierfigur
  • 35 Geldmarker
  • 4 Check-Marker
  • 2 Zähl-Chips


Cover & Bilder © Cover: Schmidt Spiele / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Angezogen wurden wir vom Tier-Thema und dem schönen, einzigartigen Artwork auf dem Cover. An dieser Stelle möchten wir offen zugeben, dass uns der gewonnene Ersteindruck – nach einer 5 minütigen Erklärung am Prototypen im Jahr 2023 - allerdings eher kalt gelassen hat. Kavango erschien uns etwas zu simpel. Da kann nichts dahinterstecken, dachten wir. Falsch gedacht! Nach unseren ersten Partien waren einfach alle begeistert. Ich war begeistert. Meine Mutter war begeistert, die sonst hauptsächlich Quixx spielt. Mein Freund war begeistert, Hardcore-Gamer seit 10 Jahren; seine 10 jährige Tochter war begeistert. Warum waren alle begeistert? Das ist nicht leicht in Worte zu fassen. Zum einen spürt man die Liebe, die in die Entwicklung des Spiels geflossen ist. Jede Karte hat ein einzigartiges Artwort und einen Info-Text, der uns am Wissen der Autoren teilhaben lässt. Dann steckt in Kavango aber auch eine angenehme Spieltiefe, bei wirklich sehr simplen Regeln. Außerdem spielen alle gleichzeitig, sodass es nie langweilig wird. Es handelt sich um ein Drafting Spiel. In drei Runden werden Kartenhände bestehend aus anfangs jeweils 12 Karten von Person zu Person weitergegeben und jeder sucht sich immer eine Karte aus. Dabei muss man auf einige Dinge achten, es gibt also viele Entscheidungskriterien, und auch etwas Knobelei und Push-Your-Luck. Wie lässt sich das Spielgefühl am besten beschreiben? Stellt euch vor, man hat jede Menge Karten mit verschiedenen Eigenschaften und Bedingungen auf der Hand, und möchte diese am liebsten alle haben. Und am Ende hat man eine Auslage von ca. 30 Tieren vor sich liegen, die einfach wunderschön anzusehen sind und mit guter Strategie und etwas Glück in Summe auch die meisten Siegpunkte geben. Das ist Kavango.

 

Balancing/Glücksfaktor: Glücksmomente halten sich in Grenzen. Die Kartentypen sind gut und gleichmäßig verteilt, sodass man mit etwas Planung alle Ziele erreichen können sollte – es sei denn Mitspieler kommen einem zuvor. Man draftet auch in jeder Runde nicht vom selben Kartenstapel. Insgesamt gibt es vier verschiedene Stapel, von denen Spieler in jeder Runde eine unterschiedliche Menge an Karten erhalten. Zu Beginn gibt es viele Produzenten (Bäume, Gräser, Wirbellose, Fische), die als Nahrungsquelle Voraussetzung für das Spielen von Tieren sind. In der letzten Runde gibt es hauptsächlich vom Deck C, dessen Karten auch kleinere Tiere als Voraussetzung / Nahrungsquelle benötigen und die meisten Siegpunkte geben.

Was wir richtig gut finden: die Auffangstation erlaubt es Tiere zu spielen, deren Voraussetzung man noch nicht erfüllt. Bis zu drei Tiere warten dann in der Auffangstation und wandern automatisch in die eigene Auslage, sobald die Bedingungen erfüllt werden. Das ermöglicht strategisches Vorausplanen.

In Kavango erhält jeder Spieler optional eine Spezialisten-Karte mit einer Sonderfähigkeit. So kann Kavango asymmetrisch gespielt werden. Und diese Fähigkeiten sind in der Tat sehr entscheidend, sodass man sie bei der Ausarbeitung einer persönlichen Sieges-Strategie berücksichtigen sollte. Balancing ist immer schwierig zu beurteilen, wenn man nur drei, vier Partien hinter sich hat. Was uns aber klar wurde: einige Fähigkeiten sind allgemein nützlich, während andere situativer sind. Dies wird unter anderem auch durch die Angabe einer Komplexität in der Anleitung kenntlich gemacht.

 

Komplexität/Regeln: Schmidt hat Kavango als „Familie+“ gelabelt, also ein Familienspiel an der Grenze zum Kennerspiel. Ähnlich würden wir es auch sehen. Kavango kann eigentlich jeder mitspielen, weil die Regeln wirklich schnell erklärt sind. Möchte man es aber richtig kompetitiv spielen, d.h. gegen erfahrenere Spieler gewinnen, schadet etwas Spielerfahrung nicht. Will heißen: Kavango bietet strategische Tiefe, lässt sich aber auch einfach fluffig runterspielen, wenn man das möchte. Und alle haben Spaß dabei.

Der komplexeste Spielmechanismus in Kavango, den man für ein kompetitives Spiel beherrschen sollte, dreht sich um das Management von Geld. Hier wird oft auch gutes Timing abverlangt. So liegen in jeder Runde drei neue Forschungsaufgaben aus, die man jederzeit erfüllen darf, um Geld und Siegpunkte zu erhalten. Eine Forschungsaufgabe könnte z.B. sein: habe 3, 5, oder 6 Tiere, die mehr als 100 kg wiegen. Je nachdem wie gut man eine dieser Aufgaben erfüllt, gibt es mehr oder weniger Geld und Siegpunkte, z.B. 1, 3 oder 4 im obigen Beispiel. Man könnte also bis zum Ende der Runde warten, um das Maximum rauszuholen. Wären da nicht die ganzen Tiere mit ihren Schutz-Voraussetzungen. Geld benötigt man, um in Schutz (Habitatschutz, Wildtierschutz, Klimaschutz) zu investieren, und gerade Siegpunkte-trächtige Tiere haben höhere Schutzvoraussetzungen fürs Ausspielen. Oft reicht dann die Auffangstation doch nicht aus, also muss man auch mal ein Ziel verfrüht erfüllen, um weiterzukommen.

Schauen wir kurz auf die Regel: sie hat insgesamt 20 Seiten, kommt auch mit einem informativen Appendix und optionalen Regeln. Der Spielablauf passt auf nur 8 Seiten und ist wirklich sehr ausführlich in Fließtext mit vielen Beispielen erklärt. Wir sind uns sicher, dass der Spielablauf im Kern auf zwei Seiten passen würde. Für Kavango gibt es übrigens auch sehr schöne (inoffizielle) Regel-Videos.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Als Draft-Spiel profitiert Kavango von einer größeren Spielerzahl. Dann sind mehr Karten im Spiel, die herumgereicht werden. Selbst in Partien mit voller Besetzung bleiben viele Karten übrig. Wir haben Kavango in mehreren Partien, zu dritt und zu viert gespielt. Zu zweit ist es auch spielbar, aber die Regel führt hier ein paar „Besonderheiten“ auf. Das Solo-Spiel hat drei Seiten extra Regeln. Wir finden es schade, dass die Retail Edition nur Partien mit bis zu vier Personen ermöglicht. Die Kickstarter Edition bringt Material für einen fünften Spieler mit. Gerade bei Drafting-Spielen, wo alle Spieler gleichzeitig spielen, und es daher keinen Nachteil in größeren Gruppen gibt, wäre die Möglichkeit mit 5 oder sogar 6 Spielern zu spielen super gewesen.

Wie steht es um die Interaktion? Den Draft-Mechanismus haben wir uns ja schon angeschaut, und es ist klar: schauen was der Nachbar so treibt und dem Nachbar Karten wegschnappen ist eine von vielen Optionen, die man beim Drafting so hat. Das hängt dann von der Laune der Mitspieler ab. Jenseits des Draftings findet die Interaktion beim Klimaschutz statt. Alle Spieler investieren gemeinsam in den Klimaschutz; dieser Aspekt spielt sich semikooperativ, könnte man sagen. Es genügt, wenn eine Person den Klimaschutz vorantreibt, damit andere Personen Tiere mit Klimaschutz -Voraussetzungen spielen dürfen. Auf der anderen Seite will am Spielende jeder mindestens 8 Geld in den Klimaschutz investiert haben, um dafür 10 Siegpunkte in der Endwertung zu erhaschen. Und ist der Klimaschutz maximal ausgebaut, darf man sein Restgeld nicht mehr investieren, um die Siegpunkte zu bekommen.

Neben Klimaschutz und Drafting gibt es allerdings keine Spielerinteraktion. Spieler konkurrieren nicht um die Erfüllung der Forschungsaufgaben. Jeder kann diese unabhängig voneinander erfüllen. Außerdem hat jeder Spieler seinen eigenen Fortschritt für Habitat- und Wildtierschutz, auf seinem eigenen Tableau. Das macht auch Sinn: denn jeder Spieler spielt in seinem eigenen Gebiet in Kavango, aber Klimaschutz ist eine gemeinschaftliche Angelegenheit.

 

Spieldauer: Die Spieldauer wird auf der Spielschachtel mit 60 Minuten angegeben. Da die Spieldauer wie beschrieben nicht von der Spielerzahl abhängig ist – alle spielen gleichzeitig – mag das sicher auch ganz gut hinkommen. Ich habe in meinen Partien leider versäumt auf die Uhr zu schauen. Aber ich kann sagen: es war die gesamte Spielzeit über spannend und die Zeit verging wie im Flug.

Eine Partie hat insgesamt 30 Spielerzüge, aufgeteilt in 3 Runden. Natürlicherweise dauern die ersten Züge in jeder Runde etwas länger, weil man hier noch 12 Karten auf der Hand hat, die man sich anschauen muss, um die beste Wahl zu treffen. Nach und nach, in den letzten Zügen, gibt es nur noch wenige sinnvolle Karten und man hat ja auch schon alle Karten gesehen, sodass ein Zug in Sekunden abgehandelt ist. Zwischen den Runden werden lediglich neue Karten verteilt und Forschungsaufgaben ausgelegt, dann geht es direkt weiter. Zero Downtime, so gut wie null Upkeep. So möchte man das haben!

 

Wiederspielbarkeit: Bisher gibt es fast in jeder Kategorie eine Top-Note, auch wenn wir diese hier nicht in Zahlen ausdrücken. Wie steht es aber um die Wiederspielbarkeit? Die insgesamt 10 Spezialisten sorgen durch asymmetrische Fähigkeiten für Abwechslung zwischen Partien. Und die Fähigkeiten machen wie beschrieben durchaus einen spürbaren Unterschied, sodass sie Strategien beeinflussen und das Spiel dadurch wirklich verändern. Zusätzlich gibt es 15 Zielkarten, von denen jeder Spieler optional zu Spielbeginn zwei erhält, von denen eine beliebige am Spielende gewertet wird. Ähnlich wie bei den Forschungsaufgaben, gibt es mehr Punkte je besser man sein Ziel erfüllt. Nur, dass es viel mehr Punkte sind, also das persönliche Ziel auch wirklich verfolgt werden sollte. Von den Forschungsaufgaben gibt es auch jede Menge Karten, sortiert in drei Decks zu je 12, 15 und 18 Karten; das ist ein Deck für jede Runde, und es liegen pro Runde nur vier Karten aus. Das heißt auch diese Aufgaben unterscheiden sich von Partie zu Partie. Und zu guter Letzt wären da die Tierkarten: es gibt richtig viele. Selbst in Partien zu viert wird man nicht alle Tiere sehen. Genug Argumente aufgelistet? Kavango wird sich sicher nicht so schnell todspielen. Und darüber hinaus ist Kavango für alle Spieler-Typen geeignet und hat eine geringe Spieldauer ohne Downtime. Es gibt quasi gar kein Argument, Kavango nicht auf den Tisch zu bringen. Außer, man ist kein Fan des Drafting-Mechanismus.

An dieser Stelle wollen wir aber auch noch einmal auf die neue Erweiterung aufmerksam machen. Der Kickstarter ist bei Erscheinen der Rezension vermutlich schon vorbei, aber vielleicht gibt es eine Late Pledge Möglichkeit. Die Lodges Erweiterung führt Ökotourismus ein: man kann Lodges bauen, in den Schutz der Community investieren und Solar-Projekte ermöglichen zusätzliche Geld-Einnahmen. Außerdem wird neben der Konkurrenz um die Siegpunkte durch die Investition in den Klimaschutz ein weiteres Wettrennen eingeführt: wer wird die goldene Lodge zuerst bauen? Wir hoffen jedenfalls, dass Schmidt Spiele diese Erweiterung auch auf Deutsch bringen wird. Der Kickstarter bietet neben dieser Erweiterung aber auch noch zusätzliche Kartensets und Extras, auch auf Deutsch. Reinschauen lohnt sich.


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