Red River

Red River

Originaltitel: Red River
Genre: Western
Regie: Howard Hawks
Hauptdarsteller: John Wayne
Laufzeit: DVD (128 Min) • BD (133 Min)
Label: Capelight Pictures
FSK 12

Red River   04.07.2023 von Dan DeMento

Kaum eine Zusammenarbeit war in der goldenen Ära Hollywoods so fruchtbar wie die von Regisseur Howard Hawk und seinem Hauptdarsteller John Wayne. Zusammen schufen sie zeitlose Western-Klassiker, und der erste von ihnen, Red River von 1948, schafft es dank Capelight Pictures jetzt im schicken Mediabook zurück in die Filmregale.
 
Inhalt:
 
Im Jahre 1851 ist ein großes Wagenzug auf dem Weg nach Kalifornien. Doch schon bevor dieser sein Ziel erreicht hat, trennen sich Tom Dunson (John Wayne) und Groot Nadine (Walter Brennan) von der Gruppe, um auf eigene Faust eine Ranch in Texas zu gründen. Gleich in der ersten Nacht alleine können sie einen Indianerangriff abwehren, stellen aber fest, dass der Rest des Trecks weniger Glück hatte. Einziger Überlebender ist der junge Matt (Mickey Kuhn), den Tom aufnimmt und wie einen Sohn aufzieht. 14 Jahre später hat Tom zwar alles erreicht, was er wollte und ist Großrancher, doch leider hat nach dem Bürgerkrieg in den Südstaaten niemand mehr Geld, ihm die Rinder auch abzukaufen. Deswegen wagt er, als Matt (jetzt Montgomery Clift) aus dem Krieg zurückkehrt, erneut das Unmögliche: Mit knapp 10000 Rindern will er über den Red River bis Missouri ziehen. Der Weg ist hart und beschwerlich, uns es lauern nicht nur Banditen und Indianer, auch Tom Dunson entwickelt sich, getrieben vom eigenen Ehrgeiz, immer mehr zum gefürchteten Tyrannen.
 
Der Begriff "Klassiker" wird gerne strapaziert, gerade wenn es um eine Neuveröffentlichung fürs Heimkino geht. Gerade im Western-Bereich sind da einige Streifen dabei, die zurecht in irgendwelchen Archiven verstaubt sind. Doch im Falle von Red River, hierzulande seinerzeit als Panik am roten Fluss vermarktet, ist diese Sorge unbegründet. Denn diese erste Zusammenarbeit von Howard Hawk und John Wayne funktioniert nicht nur als Kind seiner Zeit, sondern ist auch noch erstaunlich aktuell. Das gilt vor allem für Hauptdarsteller John Wayne, der sich hier im Vergleich zu seinem harten, erbarmungslosen Spätwerk erstaunlich nahbar und verletzlich gibt.
 
Natürlich ist Red River immer noch ein Western, und damit so amerikanisch wie noch möglich, amerikanische Ureinwohner sind je nach Perspektive nur ein Ärgernis oder eine Gefahr, das gewünschte Farmland wird einfach in Besitz genommen und die bisherigen Besitzer über den Haufen geschossen und generell wird erstmal geschossen und dann geredet. Aber unter dieser Fassade, und vor dem weniger interessierten Publikum gut versteckt werden Themen wie Depression, Machtwechsel und ja, sogar Homosexualität angesprochen, alles natürlich im Rahmen des damals geltenden Hays Code. Statt eines klassischen Bösewichtes bekommen wir einen echten Menschen, der an seinem eigenen Ehrgeiz zerbricht und sich so zur Bedrohung für seine Mitmenschen entwickelt. Und so endet selbst der Showdown anders als genreüblich und lässt den Zuschauer mit dem Gefühl zurück, mal etwas anderes gesehen zu haben als gewohnt - und das bei einem Film, der stolze 75 Jahre auf dem Buckel hat.
 
Dazu trägt auch die Inszenierung bei, denn für Red River wurden einige innovative Techniken zum ersten Mal eingesetzt. So gibt es Szenen mit dynamischer Handkamera oder im Boden vergrabene Kameras, über die panische Rinder hinwegrennen. All das ist zwar heutzutage nichts besonderes mehr, löst den Film für heutige Zuschauer aber - wenn auch bei den meisten wohl unbewusst - als dem Korsett des "alten Films".
 
Beinahe so viel Mühe wie die Macher seinerzeit mit dem Film selbst hat sich auch Capelight Pictures mit der Erstellung des Mediabooks von Red River. Neben dem Umfang von einer DVD und zwei Blu-rays, von der eine auf das Bonusmaterial entfällt, einem interessanten Booklet und dem Mediabook selbst in schicker Leinenoptik mit dem englischen (Front) sowie deutschen Filmplakat (Back) ist es vor allem eine Sache, die Cineasten und Sammler begeistern wird: Red River hat eine sehr unübersichtliche Veröffentlichungsgeschichte hinter sich, und zwar sowohl in den USA als auch hierzulande. 1948 kam eine Version mit 133 Minuten in die US-Kinos, die später auf 127 Minuten gekürzt wurde. In Deutschland kam Panik am roten Fluss 1951 erst mit nur 92 Minuten ins Kino, 1964 gab es für eine Wiederaufführung die 127 Minuten lange US-Version, die ARD wiederum strahlte dann 4 Jahre später die 133 Minuten Version aus, die eigens dafür neu synchronisiert und sogar nachkoloriert wurde. Auf dieser Veröffentlichung sind nun die beiden Langfassungen, natürlich im O-Ton, aber auch mit den beiden deutschen Synchronfassungen, die US-Kinofassung im Original mit Untertiteln und die kolorierte TV-Fassung enthalten, letztere allerdings nur in SD. Zusammen mit dem umfangreichen Bonusmaterial kann man hier also ungefähr einen halben Tag mit dem Genuss von Red River verbringen.
 

Bildergalerie von Red River (11 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Wie oben erwähnt enthält die Veröffentlichung eine ganze Menge verschiedene Versionen, für die Bewertung gehen wir von der "besten" aus, also dem neu restaurierten Extended Cut. Hier ist das Bild klar, hat wunderschöne Kontraste und ist makellos scharf. Gerade auf der Leinwand kommt so authentisches Kinofeeling auf. Was den Ton betrifft, wo nur Mono ist, ist eben nur Mono, aber trotzdem kommt er mit ordentlich Druck aus den Boxen, ist klar verständlich, gut abgemischt und selbst die deutsche Fassung klingt mehr als ordentlich. An Bonusmaterial gibt es neben den verschiedenen Filmfassungen noch ein spannendes Making Of und Trailer.


Cover & Bilder © capelight pictures OHG / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Ich muss zugeben, dass ich nicht der größte Western-Fan bin. Ich kann mit der amerikanischen Selbstwahrnehmung schon zur jetzigen Zeit nicht viel anfangen und 1948 war das nicht unbedingt besser. Was mich an Red River reizte, war zum einen das schicke Mediabook und zum anderen das Prädikat "Filmklassiker". Und während dieses Siegel schon oft nicht eingehalten wurde, trägt es dieser Film zu Recht. Ich war überrascht, wie tief, vielschichtig und verletzlich die Figuren in Red River sind und wie wenig klischeehaft und geradlinig die Handlung. Red River macht tatsächlich auch heute noch sehr Spaß und ist ein Film, der nicht nur von seiner nostalgischen Aura und davon, dass vorausgegangene Generationen ihn zum guten Film erklärt haben, profitiert, sondern er ist einfach um seiner selbst willen ein großartiger Film. Wer sich dieses Mediabook in den Schrank stellt, hat nicht nur ein optisches Highlight, sondern macht auch aus cineastischer Sicht alles richtig!


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