Ein Mann namens Otto

Ein Mann namens Otto

Originaltitel: A Man Called Otto
Genre: Tragikomödie
Regie: Marc Forster
Hauptdarsteller: Tom Hanks
Laufzeit: DVD (121 Min) • BD (126 Min)
Label: Sony Pictures Entertainment
FSK 12

Ein Mann namens Otto   17.04.2023 von Dan DeMento

Tom Hanks - bei gleich mehreren Generationen ist der seit 1980 aktive Schauspieler vor allem für sein unglaublich sympathisches Auftreten vor und abseits der Kamera beliebt und bekannt. In Ein Mann namens Otto, einem Remake des fast gleichnamigen schwedischen Films, zeigt er sich aber jetzt von einer vollkommen anderen Seite. Wie gut uns das gefallen hat, verraten wir euch hier.
 
Inhalt:
 
Otto Anderson (Tom Hanks) ist ein Nachbar, wie ihn sich niemand wünscht. Frisch verwitwet, noch frischer im erzwungenen Ruhestand verbringt er seine Tage damit, die Ordnung in seiner Straße zu kontrollieren und jeden, der sie seiner Meinung nach nicht einhält, eindringlich darauf aufmerksam zu machen. Ebendiese Ordnung wird empfindlich gestört, als ausgerechnet im Haus gegenüber die Mexikanerin Marisol (Mariana Treviño) samt Familie einzieht. Denn die stören Otto nicht nur bei gleich mehreren seiner Selbstmordversuche, sondern zwingen den grantigen alten Mann auch immer wieder, sich doch noch ein bisschen mit dem Leben im Diesseits zu beschäftigen.
 
Tom Hanks als "Grumpy Old Man" - schon die ersten Teaser zu Ein Mann namens Otto ließen Großartiges vermuten. Zu Beginn seiner Karriere und mit Filmen wie Geschenkt ist noch zu teuer oder Meine teuflischen Nachbarn noch stark auf Comedy gemünzt, bewies Hanks spätestens in Filmen wie Philadelphia oder Forrest Gump, wie gut ihm der Spagat zwischen Humor und Tragik gelingt. Und auch seitdem gab es kaum ein Genre, in dem sich der Schauspieler, der seit mittlerweile über 50 Jahren konsequent fast jedes Jahr in einem Kinofilm mitwirkt, nicht äußerst erfolgreich ausprobiert hätte. Hier eine lange Filmografie anzuführen wäre Zeitverschwendung, es gibt vermutlich keinen Menschen auf diesem Planeten, dem der Name Tom Hanks kein Begriff ist.
 
Und auch der Rest der Beteiligten macht Mut: Regisseur Marc Forster (nicht der mit dem Käppi) ist einer der erfolgreichsten deutschen Exporte, drehte Filme wie Monster’s Ball, Schräger als Fiktion oder auch James Bond 007: Ein Quantum Trost, und auch der schwedische Originalfilm Ein Mann namens Ove war äußerst erfolgreich und erhielt 2017 sogar eine Oscar-Nominerung als Bester fremdsprachiger Film. Viel kann also nicht schiefgehen, oder?
 
Und tatsächlich, viel ist nicht schief gegangen. Ein Mann namens Otto ist ein absolut solider Film, bietet genug Witz, genug Trauer und genug Tränenmomente - positiv wie negativ - um nicht nur das geneigte Publikum zufriedenzustellen, sondern auch jedem der beteiligten Schauspieler die Gelegenheit zu geben, ihr Können zu zeigen. Und das tun sie, denn auch neben Tom Hanks, der ohnehin außerhalb jeglicher Konkurrenz agiert, haben sich bis in die kleinsten Nebenrollen Kollegen versammelt, die gut mit ihm mithalten können. Angeführt wird diese Riege selbstverständlich von der mexikanischen Schauspielerin Mariana Treviño, die mit Ein Mann namens Otto eine absolut großartige Hollywood-Premiere aufs Parkett legt. In der deutschen Sprachfassung geht leider einiges von ihrem Charme verloren, im O-Ton überfordert und erfreut ihr in teilweise atemberaubender Geschwindigkeit vorgetragener, lateinamerikanisch gefärbter Redefluss den Zuschauer ebenso wie Otto im Film.
 
Neben der Haupthandlung springt der Film immer wieder zurück in die Zeit, als Otto seine Frau Sonya kennenlernte, und dort wird der Titelheld von Truman Hanks verkörpert, der nicht nur zufällig den selben Nachnamen trägt, sondern nach Colin (Nix wie raus aus Orange County, Fargo) und Chet (Project X, Fantastic Four) nun der dritte Sohn ist, der ins Familiengeschäft einsteigt. Das tut er auch recht ordentlich, wenn er den Charme seines ältesten Bruders und vor allem seines Vaters aber nicht annähernd erreicht. Für dieser ist eher seine Partnerin Rachel Keller verantwortlich, die man aus dem Sci-Fi-Thriller In the Shadow of the Moon oder der Serie Legion kennt.
 
Doch neben all dem Lob gibt es leider auch einen Minuspunkt, der sich von Anfang bis Ende durch Ein Mann namens Otto zieht, und dieser Minuspunkt heißt wie so oft: Hollywood. Wer schwedische Filme, wie es das zugrunde liegende Original einer ist, kennt, weiß dass einem bei diesen das Lachen in schöner Regelmäßigkeit gewaltig im Halse stecken bleibt. Zwar bietet auch das Remake einige Momente, die an die Substanz gehen und gerade für "klassische" Tom Hanks Fans sehr unerwartet und heftig ausfallen dürften, dennoch wurde die Vorlage erheblich entschärft. Das ist hauptsächlich in der Schilderung von Ove/Ottos Vergangenheit passiert, nimmt dem Film insofern also nichts. Schwieriger ist es aber in den Verhaltensweisen von Otto in der Gegenwart. Es wird sich hier zu stark auf den eingangs erwähnten "Grumpy Old Man" verlassen, was gerade in den Eingangszenen und seinen scheinbar willkürlichen Attacken auf Nachbarn und zufällige Autofahrer auch hervorragend funktioniert. Je mehr man aber mehr über seine Vergangenheit und damit über die Gründe seines Verhaltens erfährt, desto deutlicher wird, dass diese Reaktionen, so heftig sie wirken, eigentlich viel zu wenig sind. Und das wirkt in einigen recht unglücklichen Momenten so, als würde der Film sich über seine Hauptfigur lustig machen.
 
Doch auch mit solchen kleinen Schnitzern ist Ein Mann namens Otto ein absolut empfehlenswerter Film, der zwar nichts bahnbrechend Neues erzählt, das aber auf eine sehr charmante Weise tut. Wer also Lust hat, Tom Hanks in einer relativ ungewohnten und seinem inzwischen auch schon etwas gehobenerem Alter sehr entsprechende Rolle zu sehen, der darf ohne Zögern zugreifen!
 

Bildergalerie von Ein Mann namens Otto (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
An Bild und Ton gibt es absolut nichts auszusetzen. Zwar ist der Film ruhig und hell, entsprechend haben beide auch nicht viel zu tun, aber das Bild ist klar, sauber und natürlich und der Ton kommt schön abgemischt aus den Boxen. An Bonusmaterial bietet die Scheibe zwei Featurettes sowie Trailer.


Cover & Bilder © © 2022 SF Studios Production AB. All Rights Reserved.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Tom Hanks, ein Remake eines schwedischen Films, Marc Forster, der erfolgreichste Schwabe seit Maultaschen, dazu die ersten Teaser - Ein Mann namens Otto sah aus, als könnte er nicht enttäuschen. Und das tut er auch tatsächlich nicht. Dem Puristen fallen vielleicht ein paar Schnitzer auf, aber alles in allem erschafft er Film eine eigene Welt innerhalb einer Kreisstraße, in der man sich extrem schnell zuhause fühlt und bietet mit dem genialen Duo Tom Hanks und Mariana Treviño ein Leinwand-Paar wider Willen, dessen Chemie einen spielend über die gut zwei Stunden Laufzeit trägt. Ein Mann namens Otto erfindet sicher nicht das Rad neu, bietet als typischer "Zwischendurch-Film" aber solide Unterhaltung.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen